Kostenlose Hygieneartikel: In Leipzig und Chemnitz Alltag in Schulen
Monat für Monat betrifft das Thema die Häfte der Menschen unter 55 Jahren. Und trotzdem ist es ein Tabu: Die Menstruation der Mädchen und Frauen. Das soll sich mit Initiativen für kostenlose Damenhygieneartikeln in öffentlichen Gebäuden und Schulen ändern. In Sachsen sind die noch nicht alltäglich.
In Sachsens Schulen sollen künftig mehr Spender mit kostenlosen Monatshygieneartikeln stehen. Derartige Spender gibt es an 74 Schulen in Leipzig schon. Auch in Chemnitz wurden alle Oberschulen und Gymnasien mit Spendern ausgestattet. Dresden plant ebenfalls Abgabe von Tampon und Co., es könnte aber noch ein Jahr dauern.
Vorreiter Leipzig
74 Schulen, darunter Oberschulen, Gymnasien und Berufsschulzentren sind bereits ausgestattet worden. „Ab dem nächsten Jahr werden entsprechend der erweiterten Beschlusslage auch Grund- und Förderschulen ausgestattet“, kündigte Stadtsprecherin Martina Menge-Buhk an. Im 2024 sollen weitere 650 Spender aufgestellt werden, 2025 dann weitere 1.000 Stück, so dass in Leipzig rund 500 öffentlichen Einrichtungen damit ausgestattet werden können.
Die Kosten für die Spendersysteme und Produkte beziffert die Verwaltung auf rund 120.000 Euro im Jahr 2024 und im Folgejahr auf etwa 212.000 Euro.
Chemnitz erweitert Angebot
Chemnitz hatte in vier Schulen die Abgabe von Damenhygieneartikeln getestet. Fazit nach den Sommerferien: „Die Akzeptanz in den bereits mit Hygienespender ausgestatteten Schulen ist durchweg positiv“, sagte Sprecherin Kathrin Neumann. Dann wurden alle Oberschulen und Gymnasien mit Spendern ausgestattet. Die Erfahrungen zeigten, dass der Umgang mit den Hygieneartikeln von Schule zu Schule variiere. Vielfach habe es Lob gegeben. „Es gibt aber auch Fälle von missbräuchlicher Anwendung und außergewöhnlich starken Verbräuchen“, erklärte Neumann und kündigte an: 2024 werden die Berufsschulen und weiterführenden Förderschulen auch mit Spendern ausgestattet.
Der Stadtrat Chemnitz hatte für 2023 und 2024 jeweils 10.000 Euro bewilligt. Ob das genügt, werde erst nach einer längeren Einsatzzeit der Spender feststehen. „Der Bedarf wird dann mit der folgenden Haushaltsplanungen angemeldet“, so Sprecherin Neumann.
Dresden braucht länger: Noch nichts montiert
In Dresden rechnet die Stadt mit Kosten von etwa 250.000 Euro, um Spender an 500 öffentlichen Orten aufzustellen. Bei zweimaliger Befüllung der Geräte könnten 50.000 Euro Kosten pro Jahr zu Buche schlagen. Soweit die Pläne, die der Stadtrat abgenickt hatte. Im Mai hieß es dazu, die Spender sollen Ende 2023 aufgestellt werden. Montiert wurde bislang nichts.
„Zurzeit erfolgt die Ausschreibung und Vergabe der Lieferung der Spenderanlagen“, sagte Sprecher Alexander Buchmann auf Nachfrage von MDR SACHSEN. Lieferung und Erstbefüllung sei bis Ende des 1. Quartals 2024 geplant. Buchmann dazu: „Im 2. und 3. Quartal 2024 erfolgt die Montage der Spenderanlagen, sodass derzeit von einer Nutzung ab 4. Quartal 2024 ausgegangen wird“ – also frühestens im Oktober 2024. Ob und wie die Hygieneartikel angenommen werden, darüber hat die Stadt nach eigenen Angaben noch keine Erfahrungswerte.
Konzerne und Hochschulen haben Erfahrungswerte
Städte wie Freiburg und Stuttgart, Wiesbaden und Bielefeld haben ihre öffentlichen Einrichtungen bereits mit Monatshygieneartikeln ausgestattet, ebenso große Unternehmen wie SAP, Ikea und die Deutsche Bahn. Auch Hochschulen in Mitteldeutschland haben schon Erfahrungen gesammelt.
In den Hochschulen Merseburg, Nordhausen und Jena sind kostenlose Periodenprodukte seit einiger Zeit Standard. Der Schritt habe sich definitiv bewährt, sagten die jeweiligen Hochschulsprecher dem MDR. „Es gab und gibt positives Feedback und die Periodenprodukte werden genutzt.“ Das EU-Land Spanien ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat Menstruationsurlaub per Gesetz festgeschrieben. Aber der gilt nur für Betroffene mit starken Schmerzen, die ärztlich festgestellt wurden.